10.09.2020 - 9 Bericht der Gleichstellungsbeauftragten über ih...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9
- Gremium:
- Stadtvertretung der Stadt Hagenow
- Datum:
- Do., 10.09.2020
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
Wortprotokoll
Sehr geehrter Herr Stadtvertretervorsteher,
sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, Ortsteilvertreterinnen und Ortsteilvertreter,
werte Gäste, liebe Kollegen, werte Presse!
Gleichstellungsbeauftragte der Gebietskörperschaften erfüllen im Rahmen der gemeindlichen Allzuständigkeit Aufgaben, die der Verwirklichung des Grundrechts der Gleichberechtigung von Frauen und Männern dienen.
Es handelt sich dabei um die Wahrnehmung von Querschnittsaufgaben, die fachübergreifend alle Bereiche der Kommunalpolitik und –Verwaltung berühren können.
Darunter fallen nicht nur soziale Fragen, die Jugendpolitik oder Schul- und Kita- Bereich, vielmehr auch Fragen der Stadtplanung, Verkehrspolitik, der lokale Arbeitsmarkt-und Wirtschaftspolitik sowie viele andere Bereiche, die Frauen in besonderer Weise betreffen und damit gleichstellungsrelevant sind.
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist im Grundgesetz im Artikel 3 Absatz 2 verankert. Die Landesverfassung verpflichtet sich ebenfalls diesem Grundsatz.
Darüber hinaus unterstreicht auch das europäische Recht in den Richtlinien des Rates der Europäischen Union zur Verwirklichung des Grundsatzes die Gleichstellung von Frauen und Männern.
Um dieses Ziel zu erreichen wurde auch in der Kommunalverfassung für das Land Mecklenburg Vorpommern die Forderung der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern festgeschrieben.
Bei allen Prozessen und Abläufen ist zu erfragen, ob Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt werden und ob die Ergebnisse gleichermaßen Chancen und Nutzen für beide Geschlechter bringen.
Deshalb sind die Gleichstellungsbeauftragten bei der Ausübung ihrer Teilnahme, Tätigkeit und Rederechte sowie bei der Erstellung ihrer Stellungsnahmen weisungsfrei.
Vorsprachen bzw. Absprachen beim Personalrat, beim Vertrauensmann der Schwerbehinderten sowie den Auszubildendenvertreter sind ohne Einhaltung des Dienstweges möglich.
Die Tätigkeit der Gleichstellungsbeauftragte ist keine freiwillige Aufgabe, sondern eine Pflichtaufgabe der Kommunen und ist in den Gesetzen, die ich ihnen aufgezeigt habe, verankert worden.
Gleichstellung, warum brauchen wir das?
Leider gibt es in Deutschland noch immer Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Ein Zustand, der sich, wenn überhaupt, nur langsam ändert.
Frauen werden noch immer schlechter bezahlt, kümmern sich traditionell wesentlich häufiger um Kinder, Alte und Kranke. Frauen leisten den Großteil der gesellschaftlichen Arbeit häufig ehrenamtlich. Sie sind unterpräsentiert in Politik und hohen Positionen der Wirtschaft.
Deshalb beteiligen sich die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten am internationalen Aktionstag Equal Pay Day. Dieser Tag markiert symbolisch den geschlechterspezifischen Entgeltunterschied, der laut statistischem Bundesamt aktuell bei 21% in Deutschland liegt.
Gemeinsam gestalten die Gleichstellungsbeauftragten des Landes Aktionen, die auf diese gewaltigen Lohnlücken aufmerksam machen sollen.
Ein weiterer Höhepunkt jedes Jahr ist die Frauenaktionswoche anlässlich des Internationalen Frauentages.
Es werden Aktionen wie Gesprächsrunden, Modenschau, die Frauentagsfeier für die Seniorinnen und die öffentliche Frauentagsfeier im Rathaus organisiert.
Diese Veranstaltungen werden von den Frauen der Stadt Hagenow und Umgebung sehr gut angenommen.
Um auch die Berufsorientierung bei Mädchen und Jungen in unserer Stadt zu verbessern, beteiligen wir uns an dem bundesweiten Projekt Girls- Day und Boys- Tag. Dieses Projekt ist schon zum Selbstläufer geworden.
Viele kleine und große regionale Unternehmen öffnen an diesem Tag im April ihre Türen.
Werte Damen und Herren,
die Gleichstellungsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe und zieht sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche.
Ich arbeite deshalb auch mit vielen Intuitionen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden zusammen.
Vor vielen Jahren haben wir deshalb auch das Bündnis für Familie gegründet, mit dem Ziel, familienfreundliche Stadt zu werden.
Unser Bündnis arbeitet jedes Jahr an unterschiedlichen Themen aber auch wiederkehrenden Projekten, wie zum Beispiel unser Kinderfest, die Gesundheitsmesse, Weihnachts- und Familienfeste und vieles mehr.
Es gibt aber auch Angebote, die den Eltern bei der Erziehung der Kinder helfen und Kompetenzen stärken.
Welche Ziele wir gemeinsam im Bündnis verfolgen, finden Sie im Leitbild auf unserer Homepage der Stadt Hagenow und unser Bündnis im Internet unter www. Familienbündnis.de.
Ich arbeite hier auch sehr eng mit dem Familien-Informations-Netzwerk zusammen, kurz Fin genannt.
Das Ziel ist es, eine flächendeckende Versorgung von bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten für Familien anzubieten.
Fin unterstützt werdende Eltern sowie Familien mit Kleinkindern von Beginn an.
Zum Beispiel mit dem das Projekt „ Willkommen im Leben“ erhalten die Eltern eines neugeborenen Kindes in Hagenow einen Rucksack mit Aufklärungsmaterial und kleinen Geschenken. Danke an die Stadtwerke Hagenow GmbH und an die Hagenower Wohnungsgenossenschaft, die mich von Anfang an unterstützen (Sponsoring).
Aus diesem Bündnis ist auch unser Babyspielkreis vor vielen Jahren entstanden, der von den Muttis aber auch von Vätern gut angenommen wird.
Die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben wird nach wie vor vielfach als Frauenthema aufgefasst.
Engagierte Väter, pflegende Söhne, Männer im Ehrenamt oder Männer in ihrer Rolle als Partner haben keine wirkliche Lobby und werden gesellschaftlich kaum wahrgenommen.
Deshalb hatte ich die Wanderausstellung Swedish Dads für Hagenow organisiert. Diese Wanderausstellung rückte in Wort und Bild zum Thema Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt sowie zum Thema Elternzeit für Männer in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
Werte Damen und Herren,
um gutes, qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen und zu binden, arbeite ich in der Jury „Familienfreundliches Unternehmen“ der Wirtschaftsförderung mit. So wurden auch in diesem Jahr zwei große Unternehmen mit diesem Siegel ausgezeichnet und zwei Unternehmen haben durch die Re- Zertifizierung das zweite Mal ihr Siegel verteidigt. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Unternehmen, aber auch kleinere Unternehmen sich an diesem Wettbewerb beteiligen würden.
Informationen zu diesem Wettbewerb finden Sie auf der Internetseite der Wirtschaftsförderung des Landkreises Ludwigslust Parchim.
Werte Damen und Herren,
Gewalt hat viele Erscheinungsformen.
Gewalt gegen Frauen reicht von der alltäglichen Belästigung auf der Straße und im Berufsleben über die vielfältigen Formen der Missachtung, der Herabwürdigung zum Objekt, der Misshandlung und des sexuellen Missbrauch in und außerhalb der Familie bis hin zu Vergewaltigung in und außerhalb der Ehe.
Deshalb findet jedes Jahr am 25.11. der Gedenktag „ Nein zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ statt.
An diesem Tag hissen die Gleichstellungsbeauftragten und Frauenverbände die Fahne „Frei leben ohne Gewalt“.
Darüber hinaus bereiten wir unterschiedliche Veranstaltungen vor, die auf das Thema hinzuweisen und sorgen dafür, dass die Finanzierung des Hilfesystems sichergestellt wird. Bei diesen sensiblen Themen werden wir von der Polizei und dem Sozialministerium unterstützt.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Senioren- und Jugendarbeit.
Das ist auch ein Schwerpunkt, den sich unser Senioren- und Behindertenbeirat der Stadt Hagenow gestellt hat. In regelmäßigen Abständen werden Vorträge und Veranstaltungen organisiert, wie zum Beispiel der Gesundheitstag, Fragen zur Rente, Rufbus, Training mit den Rollatoren beim Einsteigen in den Bus, Schönheitspflege, Weihnachtsfeste und Sportnachmittage.
Es werden Arbeitsgemeinschaften, wie zum Beispiel Spielnachmittage oder Seniorensport von Leuten aus ihren Reihen betreut und geleitet. Was ebenfalls sehr gut bei den Älteren ankommt ist eine Gesprächsrunde mit Frühstück an jedem ersten Dienstag im Monat.
Ebenfalls wird der Beirat bei der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen oder anderen wichtigen Angelegenheiten der Stadt mit einbezogen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitgliedern und bei unserem Vorsitzenden, Herrn Thieke, bedanken.
Werte Damen und Herren,
in der Jugendarbeit arbeite ich sehr gut mit dem Freizeithaus - unter Leitung von Frau Förster - zusammen.
Es werden viele Projekte, Workshops, Veranstaltungen und Ferienlager durchgeführt. Aber auch bei der Organisation von kulturellen Veranstaltungen oder dem Altstadtfest werden wir vom Freizeithaus unterstützt. Eine große Hilfe ist hier auch der Jugendbeirat der Stadt.
Es wurden viele Projekte angeschoben, wo wir versuchten die Jugendlichen unserer Stadt anzusprechen, unterstützen aber auch andere Projekte von Vereinen und Verbänden und arbeiten eng mit dem Kreisjugendring des Landkreises zusammen und werden einbezogen bei wichtigen Angelegenheiten der Stadt. Im letzten Jahr hat ein Großteil von Jugendlichen den Beirat verlassen. Wir haben es aber geschafft, auch wieder neue Jugendliche zu gewinnen, sind aber auch noch auf der Suche. Unterstützt werden wir von den Schulsozialarbeiterinnen und dem Kreisjugendring des Landkreises.
Die Integration von ausländischen Mitmenschen in unserer Stadt gehört seit zwei Jahren auch noch zu meinem Aufgabenbereich. Zuwanderer, die nach Deutschland kommen, haben meist viele Fragen und brauchen Hilfe.
Ich kann hier nur unterstützend einwirken und vermittle hier zu den Migrationsberatungsstellen, der Ausländerbehörde oder Regionalstellen weiter.
Bei uns in der Stadt arbeiten Mitarbeiter der AWO und der Kirche, die die Familien in unserer Stadt beraten und begleiten und stets mit mir im Austausch sind.
Um die Familien, die bei uns leben, noch besser zu unterstützen, wurde letztes Jahr die Arbeitsgruppe „Integration Hagenow“ gegründet.
In diesem Netzwerk arbeiten Schulsozialarbeit, Kirche, Bildungsträger, Jobcenter, Nahverkehr, Landkreis und Stadt zusammen. Gemeinsam haben wir viele Projekte ins Leben gerufen, zum Beispiel Sprachkurse für Frauen und Kinder, Nachhilfe und Hausaufgabenhilfe.
Zurzeit sind wir dabei, Nachhilfeangebote ab 5. Klasse in den Schulen anzubieten, was aber auch für deutsche Kinder sein wird. Es wird an der evangelischen Schule für viele Kinder arabisch angeboten und es gibt eine Sportgruppe für Frauen mit Migrationshintergrund, die gemeinsam Sport treiben.
Das Ziel, Gleichstellung für alle, kann nur gemeinsam im Netzwerk und durch das Mitwirken erreicht werden.
Ich möchte mich deshalb an dieser Stelle bei allen, die mit mir zusammen arbeiten, bedanken.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in meiner Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte arbeite ich in verschiedenen Gremien mit.
-Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten
-Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten
-ASP – Regionalbeirat in Westmecklenburg
-Lokale Arbeitsgruppe (Süd – West – Mecklenburg) „LEADER“
-Landesfrauenrat
-Arbeitsgruppe „Häusliche Gewalt“
- Vorsitz der kommunalen Gleichstellungsbauftagten im Städte und
Gemeindetag
Es ist in meiner Arbeit sehr wichtig, hier eng mit Vereinen, Verbänden, Institutionen und Bildungsträgern, sowie mit dem Land Mecklenburg Vorpommern zusammenzuarbeiten.
Meine Aufgaben in der Verwaltung sind:
Mitwirkung an Personalangelegenheiten
Beteiligung an Stellenbesetzungsverfahren
Mitarbeit bei der Personalentwicklung
Erarbeitung von Stellungnahmen, Projekt und Konzepte
Anregung von Initiativen mit dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit
Beförderung
Aus- und Weiterbildung
Mobbing
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Bewerbung auf interne und externe Stellenausschreibungen
Teilnahme an Ausschüssen
Zu der Gleichstellungsarbeit gehört aber auch die Beratung von Bürgerinnen und Bürgern.
Häusliche Gewalt
Beziehungs- und Trennungsproblemen
Kinderbetreuung
Arbeitssituation
Existenzgründung
Fördermöglichkeiten
Vermittlung an Beratungsstellen
Kontaktvermittlung zu Vereinen und Verbänden
Sehr geehrte Damen und Herren,
damit die Gleichstellung wirklich gelebt werden kann, sind die Verantwortlichen stets aufgefordert mit zu bedenken, welche gesellschaftsspezifischen Auswirkungen ein Beschluss hat.
Es ist wichtig, dass sowohl die Sichtweisen der Frauen, als auch die der Männer, der Senioren, der Jugendlichen und auch die der Kinder in allen Zusammenhängen herangezogen werden.
Von meiner eigenen Verwaltungsspitze wünsche ich mir noch eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit, insbesondere wenn es um unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, aber auch um gesellschaftliche Entscheidungen geht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Stadtvertretervorsteher Herr Speßhardt bedankt sich bei Frau Schweda für ihren ausführlichen Bericht.